Karlsruhe, 02. Mai 2022: Der Deutsche Kanu-Verband (DKV) hat am Wochenende seine nationale Qualifikation für das Junioren-Nationalteam ausgetragen.

Aufgrund der Pandemie musste der zentrale Athletik-Test Anfang des Jahres in Kienbaum ausfallen und wurde durch dezentrale Tests an den Bundesstützpunkten ersetzt. Aus diesem Grund trafen die besten Junioren Deutschlands nach mehr als acht Monaten das erste Mal wieder aufeinander. Auf der Wedau in Duisburg mussten sich die 15- bis 18-jährigen Nachwuchshoffnungen über drei Wettkämpfe beweisen. Die Rheinbrüder Karlsruhe reisten, angeführt von den beiden Junioren Vize-Weltmeistern Jette Brucker und Paul Grosser, mit einem Team von insgesamt acht Kanutinnen und Kanuten nach Duisburg. Nach den drei Entscheidungen standen nach der DKV-Trainerratssitzung mit Jette Brucker, Pia Zocher und Paul Grosser gleich drei Karlsruher/innen auf der Nominierungsliste und mit dem Canadierfahrer Bennet Haselhorst könnte noch ein vierter Richtung Junioren WM dazustoßen.  

Die Kajakfahrerinnen Jette Brucker und Pia Zocher landeten direkt im ersten Wettkampf über die 200 Meter ihre beste Platzierung. Mit Rang zwei zeigte Brucker erneut ihre Sprintstärke und musste nur der Düsseldorfer Sprintspezialistin Chelsea-Lynn Roussiekan den Vorrang lassen. Im gleichen Rennen belegte Zocher einen sehr guten siebten Platz. Während sich die Junioren Vize-Weltmeisterin im Viererkajak von 2021, mit zwei guten A-Finalteilnahmen über die 500 Meter und den Plätzen vier und sechs, auf einen sicheren dritten Ranglistenplatz schob, siegte Pia Zocher jedes Mal souverän im B-Finale, nachdem sie in beiden Zwischenläufen unglücklich den Finaleinzug verpasste. In der Endabrechnung reichte ihr dann Rang acht, um sich den letzten freien Platz im Damenkajak-Team zu sichern.  

Nichts anbrennen lies hingegen Paul Grosser in seinem zweiten Jahr als Junior. Über die 500 Meter rangierte er im Ziel auf dem dritten Platz, über die doppelte Distanz schob er seine Bootsspitze als vierter über die Ziellinie, damit war für ihn direkt klar, dass er sich nach 2021 erneut für das Nationalteam qualifiziert hatte. Tags zuvor erzielte der 18-Jährige auf der von ihm eher unbeliebten Sprintdistanz einen beachtlichen siebten Rang. 

„Nach seinem Sprintergebnis wussten wir bereits, dass er eine sehr gute Form trotz vorangegangener Corona-Infektion hat.“, schmunzelt Heimtrainer, Yannik Hofmann, der vor dem Qualifikationswochenende schon genau diese drei Athleten, die sich nun durchgesetzt haben, als Anwärter auf Nationalmannschaftsplätze sah.  

Gute Chancen rechnete sich Canadier-Trainer David Reeck auch für seinen Schützling Bennet Haselhorst aus. Der Deutsche Jugend Meister des vergangenen Jahres über 1.000 Meter, trat als einer der jüngsten Starter bei den Junioren an. „Im ersten Jahr ist es natürlich immer schwierig sich ins Junioren-Team zu fahren. Bennet hat sich insbesondere über die 1.000 Meter Strecke aber auch auf der 500 Meter Distanz sehr gut präsentiert.“, resümiert Reeck nach der Qualifikation. Rang vier über 1.000 Meter und Position acht auf der 500-Meterstrecke reichten aber erst einmal nicht direkt für eine Qualifikation. Mit dem Gesamtlistenplatz neun und als dritter Linksfahrer, darf sich Haselhorst aber trotzdem noch Hoffnungen auf einen internationalen Einsatz machen. „In Richtung Junioren-WM liebäugelt der DKV noch ein Viererkanadier-Projekt ins Leben zu rufen.“, berichtet Bundesstützpunk-Leiter Detlef Hofmann und ergänzt direkt: „wenn das der Fall ist, dann wird Bennet dort mit an Bord sein.“ Die beiden Jugendfahrerinnen Katharina Nikolay (Kajak) und Viola Varallyai (Canadier), sowie Junior Vince Varallyai (Canadier) präsentierten sich ebenfalls mit achtbaren Erfolgen auf der Qualifikationsregatta.  

Viola Varallyai platzierte sich bei ihrer Premiere in allen drei Wettkämpfen im A-Finale und erzielte mit Rang fünf im letzten Rennen über 500 Meter mehr als einen Achtungserfolg. Ihr älterer Bruder Vince rangierte über alle drei Distanzen auf vorderen B-Finalplätzen und steht in den Startlöchern für die JWM 2023.  

Für die erst 16-jährige „Neukarlsruherin“ Katharina Nikolay standen am Ende ebenfalls beachtliche B -und C-Finalränge zu Buche. „Katharina sollte bei diesem Wettkampf erst mal reinschnuppern und Erfahrungen sammeln. Ihr eigentliches Juniorenjahr kommt erst 2024 und da kann sie eine entscheidende Rolle spielen“, berichtet BSP-Trainerin Maren Knebel. 

Die drei qualifizierten Junioren Jette Brucker, Pia Zocher und Paul Grosser blieben im Anschluss an das Qualifikationswochenende direkt in Duisburg, um sich mit der Nationalmannschaft nun auf die internationale Regatta in Brandenburg (13.-15. Mai 2022) vorzubereiten.

Zusammen mit den bereits Mitte der Woche nominierten U23 Startern: Katinka Hofmann, Gesine Ragwitz, Tim Bechtold und Jochen Wiehn, sowie den in Lauerstellung befindlichen Bennet Haselhorst, könnten es für die Rheinbrüder 2022 gleich neun Athletinnen und Athleten zu den Europameisterschaften Ende Juni in Belgrad bzw. den Weltmeisterschaften Anfang September in Szeged schaffen. 

„Wenn es sogar neun Sportler/innen im Nachwuchsbereich werden, wir dazu noch Sophie Koch im A-Team, sowie Saeid Fazloula beim Refugee Team haben, sind wir trotz einer holprigen Corona-Vorbereitung und des verletzungsbedingten Ausfalls von Sarah Brüßler, mit elf Sportlerinnen und Sportlern im internationalen Einsatz - das ist mehr als ein stolzes Ergebnis“, bilanzierte Bundesstützpunkt-Leiter Detlef Hofmann am Tag nach den Qualifikationen. 

Bericht: Martina Tirolf
Bilder: ©Rheinbrüder|Tirolf